Präsentationstitel © Diana Gabler
Präsentationstitel © Diana Gabler

 

 

Vortrag am Donnerstag, 26.10.2023 an der SABK 

 

Spätestens seit den 1980er Jahren sind Museumsfachleute zunehmend bereit, Ziele und Richtlinien für den Zugang zu Sammlungen zu überdenken und Entscheidungsprozesse mit communities of origin, die mit der materiellen Kultur in musealen Sammlungen eng in Verbindung stehen, zu teilen. Im Bereich der Konservierung und Restaurierung von sogenannten ethnologischen Objekten hat sich, international betrachtet, in den letzten Jahrzehnten eine Praxis der Führsorge und geteilten Verantwortung (care & shared stewardship) entwickelt. Kulturelles Material wird nicht mehr lediglich durch präventive Maßnahmen und aktive Behandlungen erhalten, sondern die Aneignung durch Museen, kulturelle Bedeutungen und der Entstehungskontext werden nachvollzogen und in den Strategien zu Sammlungszugang und  -nutzung grundlegend einbezogen. Durch die verstärkte Einbindung von communities of origin hat sich die Konservierungs- und Restaurierungspraxis in ethnologischen Museen zu einer multidisziplinären Auseinandersetzung entwickelt. Viele internationale Institutionen setzen auf einen kollaborativen Entscheidungsprozess, bei dem verschiedene Interessengruppen und Restaurator*innen zusammenarbeiten, um angepasste Strategien für die kulturell sensible Bewahrung von Sammlungen umzusetzen.

Seit den politischen und journalistischen Debatten um das Humboldt-Forum Berlin ist die lang vernachlässigte Kolonialgeschichte Deutschlands, und damit die Arbeit ethnologischer Museen, in den Mittelpunkt akademischer Auseinandersetzungen mit der musealen Praxis gerückt. Museumsfachleute, insbesondere Restaurator:innen, streben verstärkt nach kooperativen Ansätzen für alle Aspekte der Sammlungspflege. Obwohl dies zu Veränderungen in der Arbeitsweise geführt hat, verlaufen diese Veränderungsprozesse nur langsam und sind noch nicht abgeschlossen.

 

Während meines Studiums der Konservierung und Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart (2007-2012) war der Umgang mit sogenannten ethnologischen Objekten und ihr kultureller Hintergrund nur ein Aspekt der Lehre. Die Ausbildung der Restaurator*innen war (damals) darauf ausgerichtet, ein breites Spektrum an Arbeits- und Materialbereichen abzudecken, wobei der Fokus auf der Materialität der zu restaurierenden Werke lag. Basierend auf meinen persönlichen Erfahrungen als Restauratorin in nationalen und internationalen ethnologischen Museen der vergangenen 10 Jahren, insbesondere in den USA (National Museum of the American Indian in Washington D.C. und American Museum of Natural History in New York), wird in diesem Beitrag zum Festcolloquium über den Umgang mit ethnologischen Objekten reflektiert. Dabei wird die Theorie und Praxis an der Universität in Bezug zur persönlichen beruflichen Entwicklung und den Veränderungen des Fachs gesetzt. Diskutiert werden ethischen Fragen, die mit dem Bewahren und Behandeln von ethnologischen Objekten einhergehen, insbesondere im Hinblick auf die Einbeziehung indigenen Wissens. Des Weiteren wird die Bedeutung eines interdisziplinären Austauschs mit Kolleg*innen und Expert*innen in der restauratorischen Praxis veranschaulicht. 

 

 

Präsentation im Rahmen der Veranstaltung: 

Freude & Vielfalt: Aus der Arbeit von Objektrestaurator*innen

Festcolloquium anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Fördervereins Objektrestaurierung am Donnerstag, 26. Oktober 2023 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Vollständiges Programm siehe hier.